Die Angst vor Veränderung
Birgit Kohlmann • 24. Juni 2025
Warum Selbstwahrnehmung der Schlüssel ist

Orientierungslos - Und jetzt?
Es gibt Momente im Leben, in denen unser Navigationssystem versagt. Uns fehlt die Motivation, wir stehen still. Nicht aus Bequemlichkeit – sondern weil wir nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll.
In diesen Momenten fühlt sich Veränderung nicht wie ein Aufbruch, sondern eher wie ein Abgrund an.
Ich habe solche Momente selbst erlebt und 2007 als meine Mama viel zu früh verstarb und es auch das Jahr meiner Scheidung war, wusste ich eigentlich schon, dass ich das nicht mehr alleine schaffen kann. Mein Umzug nach München und mein neuer Job sollten mich retten. Mir wurde mehr und mehr klar: Alle meine Anstrengungen es alleine zu schaffen scheiterten, obwohl ich all meine Kraft und meinen Willen zusammennahm.
2009 habe ich dann endgültig aufgegeben und meine “Überlebens”-strategie als gescheitert anerkannt. Ich habe mir Hilfe gesucht und eine Kur beantragt. In meiner Burnout-Therapie habe ich dann vor allem eines gelernt: Achtsam zu sein – und hinzuhören, bevor es lauter und lauter wird. Denn die Anzeichen für meine Krise waren da, ich wollte sie nur nicht wahrhaben.
Seitdem erlebe ich tatsächlich immer wieder, dass Veränderungen nicht plötzlich über mich hereinbrechen, sondern sich leise ankündigen. In Form eines Unbehagens. Einer inneren Unruhe. Einer Frage, die sich nicht mehr ignorieren lässt: „Ist das noch mein Weg?“ begleitet von diesem Bauchgefühl “Hier stimmt was nicht”.
Die Veränderung an sich ist nicht das Problem
„People don’t fear change – they fear sudden change.“
(Simon Sinek)
Ich kann dem nur aus eigener Erfahrung zustimmen. Die Veränderung ist nicht das Problem. Plötzliche, unbegleitete Veränderungen dagegen können uns den Boden unter den Füßen wegziehen.
Selbstwahrnehmung ist genau hier der Schlüssel.
Daniel Goleman beschreibt sie als eine der Säulen der Emotionalen Intelligenz:
Die Fähigkeit, unsere eigenen inneren Signale – Gedanken, Gefühle, körperliche Reaktionen – rechtzeitig wahrzunehmen. Wenn wir diese Fähigkeit stärken, nehmen wir Veränderungen früher wahr. Wir können erste Anzeichen innerer Reibung erkennen und wir fühlen auch, wenn ein Lebensbereich sich nicht mehr stimmig anfühlt. Das gibt uns die Möglichkeit bewusst zu reagieren, es gibt uns die Sicherheit – statt plötzlich “in Ohnmacht zu verfallen”.
Coaching als Raum für innere Orientierung
Deshalb war es für mich so heilsam, mir in entscheidenden Lebensphasen Coaching Unterstützung
zu holen. In der gemeinsamen Reflexion kam vieles an die Oberfläche, was mir nicht nur eine Erkenntnis nach der anderen bescherte, sondern mir auch Tools an die Hand gegeben wurden wie ich achtsamer mit mir und meinen Ressourcen umgehen kann.
Ich fand zurück zu innerer Klarheit – und konnte die anstehende Veränderung gestalten, statt ihr ausgeliefert zu sein. Nicht alles auf einmal. Sondern Schritt für Schritt. Und jeder davon hat mich gestärkt.
Wiederholte Muster: kein Fehler, sondern eine Einladung
Oft höre ich den Satz:
- „Schon wieder der falsche Job…“
- "Immer dieselben Beziehungsprobleme"
- "Warum passiert immer mir das?"
Ich glaube:
Solche Muster sind keine Schwäche – sondern eine Einladung zur Weiterentwicklung.
Vielleicht konntest Du damals gar nicht anders entscheiden, denn bei einer Fehlentscheidung “fehlt” nur etwas:
Klarheit. Wissen. Erfahrung. Und das bewusste JA zu Dir selbst.
Klarheit. Wissen. Erfahrung. Und das bewusste JA zu Dir selbst.
Diese Erkenntnis verändert alles.
Sie macht Dich frei – nicht durch Reue, sondern durch Verantwortung.
Echte Veränderung braucht kein Tempo, sondern Aufrichtigkeit
Wandlung beginnt nicht im Außen. Sie beginnt in Dir. Wenn Du still wirst und den Mut aufbringst, ehrlich zu Dir selbst zu sein. Und das ganz in Deinem Tempo. Denn jede bewusste Veränderung ist ein Akt der Selbstfürsorge.
"Nicht die Zeit wandelt uns - wir sind es, die wir uns durch sie hindurch entfalten"
Wenn Du nicht weißt, wie es weitergeht
Manchmal spüren wir, dass etwas zu Ende geht – und das Neue ist noch nicht da.
Hin und wieder lähmt die Angst vor Veränderung uns so sehr, dass selbst klare Gedanken verschwimmen.
Und manchmal schreit etwas in uns, aber wir haben keine Worte dafür.
Solche Phasen gehören dazu. Sie sind kein Versagen, sondern ein Zeichen von Tiefgang. In einem Zwischenraum, in dem sich etwas wandeln will.
Nicht sofort und sicherlich auch nicht perfekt, aber wir spüren es.
Und genau hier beginnt oft der leise, kraftvolle Weg zurück zu uns selbst.